Masterpieces

Gletschergarten - Weltgeschichte im Hochgebirge

Weltgeschichte im Hochgebirge_Muotatal-Relief

Nach der Französischen Revolution war die Schweiz von napoleonischen Truppen besetzt. Die zur Befreiung von Norditalien herkommende russische Armee unter Leitung von General Suworow war im September 1799 bei äusserst schlechtem Wetter über den Gotthard und den Chinzig Chulm ins Muotatal gelangt. Weil der Weg talauswärts durch feindliche französische Truppen besetzt war, mussten die völlig entkräfteten Russen über den Pragelpass und weiter in den Vorarlberg ausweichen.

Die kriegerische Begegnung der beiden Armeen ist in einem historischen Landschaftsmodell im Gletschergarten eindrücklich dokumentiert. Die kämpfenden Truppen werden durch Zinnsoldaten dargestellt. Das Relief zeigt verschiedene Phasen der am 1. Oktober 1799 stattfindenden Gefechte. Es wurde von Josef Sigmund Nideroest (1780-1854) aus Schwyz, einem Augenzeugen der Schlacht, in zweijähriger Arbeit erstellt. Als junger Mann hat er die Schlacht von den Höhen beim Dorf Illgau aus mitverfolgt. Das Relief wurde auf Vortragsreisen in verschiedenen Städten Europas gezeigt und stiess in Militärkreisen auf grosses Interesse. Schliesslich gelangte es ins Kollegium Maria Hilf in Schwyz. Als das stark lädierte Relief zum Verkauf angeboten wurde, entschied sich Joseph Wilhelm Amrein-Troller, es zu übernehmen und im 1873 eröffneten Gletschergarten Luzern auszustellen.

Interessanterweise kam es 1901/02 zu Kaufverhandlungen zwischen dem Suworow-Museum in St. Petersburg und dem Gletschergarten Luzern. Offenbar wurden 200'000 Rubel angeboten, was damals über CHF 500'000 entsprach. Der Verkauf kam glücklicherweise nicht zustande, und der Gletschergarten Luzern blieb im Besitz dieses Unikats.